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Herbstdepressionen

Wie habe ich nur den letzten Winter überlebt? Ich fühle mich mal wieder wie gelähmt und könnte ganze Tage im Bett verbringen, mit Katze und Buch. Aber auf Dauer geht das ja auch nicht. Es war schnell vorbei mit der guten Laune des letzten Beitrags. Und mit dem Spätsommer. Schon ist es kalt und grau und nass und die Abende sind so verdammt lang. Wenigstens gibt es noch ein paar bunte Blätter an den Bäumen, aber die werden auch schnell weg sein. Und dann Monate lang alles grau und braun.

Fussballspieler bringen sich um, und im Radio kann man das wunderbar ausschlachten, den ganzen Tag über. Die Politik fängt ja schon wieder an, langweilig zu werden. Und dann dieses Ekel erregende Gebaren der kollektiv Trauernden. Da werden Lichtlein angezündet und Teddybärchen und Blümchen niedergelegt und ein paar Tränchen verdrückt, von wildfremden Leuten und das muss sich so geil anfühlen, dieses verniedlichen des Todes. Und spätestens übermorgen ist dieser Mensch dann vergessen, denn dann gehen wir wieder zur Tagesordnung über. Bis auf die Familie und den Lokführer. Wie kann man sich nur vor den Zug werfen? Geht das nicht auch anständig? Das ist ja schon fast so schlimm wie sich als Geisterfahrer auf der Autobahn zu meucheln und noch ein paar Unschuldige mit zu nehmen.

Ok., da es gerade nicht regnet, gehe ich mal an die Luft und sehe, ob ich ein paar adäquate Herbstmotive finde. Am besten auf dem Friedhof. Har!

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Gestern wars auch noch ziemlich schlimm, ich konnte mich zu garnichts motivieren. Noch nicht mal was essen konnte ich. Ärgerlich, dass ich immer so viel wegwerfen muss, weil es einfach im Kühlschrank vergammelt. Und natürlich hab ich nachts wieder kein Auge zugetan. Die Katze mit ihren feinen Sensoren spürt das, wenn ich völlig deprimiert bin und „passt auf mich auf“. Sie schläft normalerweise unten auf dem Sofa, aber wenns mir ganz dreckig geht, legt sie sich zu mir ins Bett und wärmt mir die Füsse.

Heute wieder was im „Stern“ gelesen, das sehr gut passt. Petzold schreibt im Editoral:

Es geht nicht um Schuld im juristischen Sinne. Es geht um die Folgen einer Unaufmerksamkeit, einer vielleicht lächerlichen Fahrlässigkeit, um einen Moment, in dem Menschen unbeabsichtigt den Tod eines anderen herbeigeführt haben. Wie lebt es sich mit dieser Last, mit dem ewigen „Warum?“, mit den Selbstvorwürfen, die aufkommen – vorausgesetzt, das moralische Wertesystem ist intakt?

Im Artikel heißt es unter anderem (Zitat aus dem Stern Nr. 04 2009):

… Viele Menschen ziehen sich komplett hinter ihre dunklen Wände zurück. Sie fliehen, auch weil sie Angst haben, eine Angst, die allem den Boden entzieht. „Um konstruktiv leben zu können, braucht der Mensch eine Illusion, eine Art rosarote Brille“ erklärt Echterhoff (Prof. der Psychologie) „er braucht die Überzeugung, dass die wesentlichen Dinge nicht schiefgehen.“ Wer auf der ganzen Autofahrt daran denkt, dass jederzeit ein Fußgänger vor den Wagen springen kann, wird sich nicht mehr hinters Steuer wagen. Wer permanent spürt, dass das Schicksalsschwert (siehe Damokles) an einem dünnen Haar über ihm hängt, wird daran eingehen. „Das Unglück nimmt dem Menschen diese lebensnotwendige Illusion. Kontolle über das eigene Tun und das Geschehen zu haben“.

So ist es. Ich hab zwar – gottseidank! – keinen Menschen „auf dem Gewissen“, um solche Fälle geht es in dem Artikel „Menschen erzählen von der Last eines tragischen Fehlers“, aber es fühlt sich ähnlich an, wenn man durch einen Fehler seine Existenz ruiniert hat. Ich hab mich sozusagen selber auf dem Gewissen, bzw. mein Leben, so wie es bisher war. Und man fühlt sich schuldig, auch wenn man keine Schuld „im juristischen Sinne“ hat. Wobei mir das ja auch noch unterstellt wird. Aber die Schuldgefühle reichen schon. Dieses ewige im Kreis denken, nächtelang, immer wieder. Warum ist dir das passiert? Warum hast du nicht besser aufgepasst? Warum hast du nicht sorgfältiger deine Aufzeichnungen geführt. Und, und und. Ich weiss, dass das alles nichts bringt, es ist vorbei, aber trotzdem hält es mich nächtelang wach.

Solange ich mich hier draußen abschotte, geht es einigermaßen. Letzte Woche zum Beispiel war es ganz ok., ich konnte endlich, seit Monaten im Prinzip, wieder die ganze Nacht durchschlafen. Es war ja auch in den letzten Monaten in der Arbeit schon so schlimm, dass ich fast nicht mehr konnte. Und wieder drängt sich die Frage auf: Warum zum Teufel hab ich mich in so einem Zustand reingequält, warum hab ich mich nicht krank schreiben lassen? Dann wäre das nicht passiert!  In einem Tagebucheintrag Ende September steht: „Ich frage mich, ob ich jetzt zusammenbreche oder etwas später. Ich kann das garnicht, ich muss durchhalten. Ich möchte eigentlich garnicht mehr so weitermachen, es geht mir an die Substanz, und trotzdem kann ich nicht aufhören, ich denke, ich muss weitermachen.“

Und einige Tage später: „Also wenn ich mich schon frage, ob ich zusammenbrechen darf (!) ist das wohl eine rhetorische Frage…“ Genau. Warum hab ich nicht aufgehört zu ackern?  Auch da im Untergrund natürlich die Angst, dass man heutzutage nicht krank sein darf, vor allem nicht, weil man überlastet ist.  Das kommt davon. 

Am Mittwoch war ich erst beim Anwalt und dann hab ich noch mit ein paar Exkollegen gesprochen, das hat schon gereicht als Auslöser neuer „Hirnkrämpfe“, dieses ständige Widerkäuen der Ereignisse. Langsam muss es jetzt doch wirklich jeder mitbekommen haben, der mich kennt. Ich hab die Geschichte schon gefühlte tausend mal erzählt. 

Ich muss mich wieder ablenken, es hilft alles nichts. Letzte Woche hats auch funktioniert. Man kann keine zwei Dinge auf einmal denken, der Trick funktioniert, wenn man sich ganz auf etwas anderes konzentriert. Sudokus lösen ist da gut, das bündelt die Gedanken. Und Tee trinken tut gut.

Eine positive Meldung gibts auch noch: Das Päckchen aus Malaysia ist endlich angekommen! Andys Geburtstagsgeschenke. Lieber spät als nie! Nelkenzigis, Kaffe, Kokoskekse, Root Beer, und noch einiges mehr, und die hübschen Fischchen aus Metall, die ich so gern mochte! Das ist lieb von dir, dass du dich daran erinnert hast, Andy! Und das „dreibeinige Wasser“, vielleicht hilft es ja auch gegen Anfälle von Schwermut.  Also, es gibt doch auch noch was zum dran erfreuen.

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