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Archive for the ‘Jaul’ Category

Phantomschmerz

Unter Phantomschmerz  versteht man die Empfindung, eine amputierte oder fehlende Gliedmaße  sei immer noch am bzw. im Körper vorhanden und bewege sich sogar entsprechend mit anderen Körperteilen…

So ungefähr fühlt es sich an, wenn ich mir, wie heute, bloß einen Salat zubereite, einen griechischen, mit Schafskäse und allem drum und dran – und plötzlich überfällt mich die Erinnerung an diese Szenerie auf Langkawi. Wir waren regelrecht glücklich, in einem neu eröffneten Restaurant einen derart genialen Salat zu bekommen, Schafskäse gibts da normalerweise nicht, und der Salat war für den Preis riesig und unglaublich gut! Wir waren so lustig, an diesem Tag, haben so viel gelacht, ich hab noch diesen Witz im Ohr, diese vollkommen verückten Namen von Cocktails… The Dick of a Sick, grandios, ein Cocktail mit Durian, und wir haben uns alle möglichen anderen kranken Möglichkeiten ausgemalt.

Ein Lied im Radio. Sting, Fields of Gold. Lange habe ich in dem Lied statt „Fields of Barley“ – „Fields of Bali“ gehört. Bali!

Was haben wir alles zusammen entdeckt, ich bin so erfüllt von Erinnerungen, ich kann mich einfach nicht dieser ganzen Flut von Filmen erwehren, die da ständig in mir ablaufen.

Jaja, es ist wie in dem schönen Lied, es war ne geile Zeit.

Hast du geglaubt, hast du gehofft, dass alles besser wird?
Hast du geweint, hast du gefleht, weil alles anders ist?
Wo ist die Zeit wo ist das Meer?
Sie fehlt.
Sie fehlt hier, du fragst mich, wo sie geblieben ist?

Die Nächte kommen, die Tage gehn,
es dreht und wendet sich.
Hast du die Scherben nicht gesehn,
auf den du weiter gehst?
Wo ist das Licht, wo ist dein Stern?
Er fehlt.
Er fehlt hier, du fragst mich, wo er geblieben ist.

Wird alles anders!
Wird alles anders!
Wird alles anders!

Ja ich weiss, es war ne geile Zeit,
uns war kein Weg zu weit.
Du fehlst hier!

Ja ich weiss, es war ne geile Zeit,
hey, es tut mir Leid
Es ist vorbei.
Es ist vorbei. Es ist vorbei.

Du willst hier weg, du willst hier raus, du willst die Zeit zurück.
Du atmest ein, du atmest aus, doch nichts verändert sich.
Wo ist die Nacht, wo ist der Weg?
Wie weit.
Wie weit noch, du fragst mich, wo wir gewesen sind.

Wird alles anders!
Wird alles anders!
Wird alles anders!

Ja ich weiß, es war ne geile Zeit,
uns war kein Weg zu weit.
Du fehlst hier!

Ja ich weiss, es war ne geile Zeit,
hey, es tut mir Leid
Es ist vorbei.

Ja ich weiss es war ne geile Zeit,
hey, es tut mir Leid
Es ist vorbei.

Die Lichter sind aus, es ist schwer zu verstehn.
Du siehst hilflos zu, wie die Zeiger sich drehn.
Du siehst deinen Stern, ihn kann nichts mehr zerstören.
Denn du weißt, dass es geil war, dass es geil war.
Denn du weißt, dass es geil war.

Ja ich weiss, es war ne geile Zeit,
uns war kein Weg zu weit.
Du fehlst hier!

Ja ich weiss, es war ne geile Zeit,
hey, es tut mir Leid
Es ist vorbei.

Ja ich weiss, es war ne geile Zeit,
hey, es tut mir Leid
Es ist vorbei.

Es ist vorbei. Es ist vorbei.

Ist das überhaupt möglich, das jemals „auszublenden“?  Wie, wenn man einem Menschen so nahe gestanden hat?

Und dann diese ewige Diskrepanz zwischen dem unglaublichen Ziehen, hier endlich weg zu wollen, und dem hier alles aufgeben zu müsen, das Häuschen, den Garten, und nicht zuletzt die Katze. Ich beobachte mich dabei, dass ich ständig die Süsse beobachte, jeder Blick von ihr, das Kuscheln mit ihr, das ist mir so bewusst wie nie zuvor. Es bricht mir schier das Herz, sie zu verlassen. Ich muss aber, und ich will, aber es tut weh.

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Grabrede

Aus: Jenseits von Afrika

 Als Du für unsere Stadt den Sieg errungen, haben jung und alt Dir zugejubelt. Begeistert standen sie am Wege, als wir nach Haus‘ Dich brachten auf unseren Schultern. Klug hast du dich zur rechten Zeit davongeschlichen von den Feldern wo der Ruhm nicht lange währt, wo verblühter Lorbeer welkt schneller als die Rose. Nun wirst du nicht erleben des Ruhms Vergänglichkeit wie des Läufers Ansehen schwindet und Ruhm und Ehr‘ sich schnell verschlissen hat und der Name stirbt vor seinem Tod. Und auf den Kopf des jungverblichenen Helden heftet sich der starre Blick des Todes. Und seht, noch unverwelkt aus frischen Blüten, ein Gebinde auf seinen kurzen Locken.

Ich fand diese Szene in dem Film schon immer extrem beeindruckend. Nicht ganz zutreffend, aber Besseres kommt mir im Moment nicht in den Sinn. Zumindest : Klug hast du dich zur rechten Zeit davongeschlichen… passt doch irgendwie.

In den letzten Tagen ist mir gerade aus dem Film ständig ein Satz im Kopf rumgespukt: Es könnte gutgehen! Und wenn nicht, dann waren wir wenigstens wo! Richtig. Und nun hat er sich also davongeschlichen, endgültig.

P.S.
Für alle die es noch nicht wissen: Andy ist tot.

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Was ist das? Der Mond, die Hormone, das Chakra (ein Witz natürlich), ich weiss nicht, warum ich von heute auf morgen so von 100 auf 0 fallen kann. Heute hat mich mal wieder aller Mut verlassen. Ich sitze wie ein erschrecktes Kaninchen in der Landschaft, wie ein Tier, das plötzlich vom Scheinwerferlicht geblendet wird und sich nicht von der Stelle bewegen kann. Ich fühle mich ausgeliefert, machtlos, nein, ohnmächtig, Macht hatte ich nie, gottseidank. Wie mag sich einer fühlen, der die Macht hat, ein Leben zu zerstören? Wahrscheinlich ist es ihm wurscht. Menschen in so einer Position neigen scheinbar dazu, die von ihnen abhängigen als Schachfiguren zu betrachten, Figuren, die man auf dem eigenen Spielfeld zieht, und ein Bauernopfer ist da ein probates Mittel um zum Ziel zu gelangen.

Ich bin ausgeliefert, ein Spielball, ein Rechtsfall vielleicht noch, doch Justitia ist bekanntlich blind. Ohne Ansehen der Person soll sie urteilen. Es spielt also keine Rolle, ob ich mit einem wohlverdienendem Mann verheiratet bin, und sagen könnte, schade, schlecht gelaufen, aber sonst passiert mir nichts, oder ob ich völlig auf mich allein gestellt bin und für mich meine Existenz ruiniert ist. Und zwar radikal und unwiderruflich. Vor allem aber: Ich HABE NICHTS unrechtes getan! Nicht nur Justitia, auch Fortuna ist unberechenbar. Mir fällt da auch wieder der gute  Boethius mit seinem Glücksrad ein.

Die Rechtfertigung, sozusagen, warum  einen das Glück verlässt:

Was ist es denn nun eigentlich, du Menschenkind, das dich in Trauer und Kummer versenkt hat? Du willst, wie ich glaube, etwas Neues und Ungewohntes gesehen haben und du meinst, daß das Glück sich dir gegenüber verändert habe! Aber da irrst du! Das war immer seine Art und seine Natur. Es zeigte sich gegen dich so, wie es immer ist, das heißt eben: veränderlich! Dieselbe Natur hatte es schon damals, als es dir noch schmeichelte, als es dich noch mit seinen trügerischen Reizen umgaukelte! Du hast nun die beiden verschiedenen Gesichter der blinden Glücksgöttin gesehen, du hast sie völlig erkannt, während sie sich manchem andern gegenüber bisher noch verhüllt hält. Gefällt sie dir so, nun, so suche es ihr gleich zu thun und beklage dich nicht. Verabscheust du sie aber in ihrer Unbeständigkeit, so verachte und stoße von dir das Glück, das sein verderbliches Spiel mit dir treibt! Was dir jetzt Kummer verursacht, hätte dir vielmehr den Frieden der Seele bringen sollen, denn es ließ dich dasjenige im Stich, dessen Treue noch nie jemand sicher sein konnte. Kannst du denn ein vergängliches Glück für ein köstliches Gut halten und kann dir ein gegenwärtiges Glück teuer sein, dessen Bleiben dir nicht sicher ist und dessen Schwinden dir großen Kummer bringen muß? Ist denn das flüchtige Ding, das unser Wille nicht bei uns festhalten kann und das diejenigen, die es verläßt, unglücklich macht, etwas anderes, als ein Verkündiger künftigen Unheils?
Es genügt nicht, nur das anzuschauen, was man vor Augen hat: den Ausgang der Dinge muß die vorausblickende Vernunft berechnen und sie wird dann einsehen, daß die Unbeständigkeit und Veränderlichkeit des Glückes seinen Drohungen das Furchtbare und seinen Reizen das Begehrenswerte nimmt! Hast du dich aber einmal zum Sklaven des Glückes machen lassen, so mußt du auch mit Gleichmut alles tragen, was in seinem Machtgebiet geschieht. Denn wenn du dem Herrn, den du dir selber freiwillig gewählt hast, die Gesetze für sein Bleiben und Gehen vorschreiben wolltest, würdest du da nicht unrecht thun und dein Los, das du doch nicht ändern kannst, durch deine Ungeduld nur noch härter gestalten?! Wenn du die Segel deines Schiffes entfaltest, so stellst du sie nicht, wie dein Wille es verlangt, sondern wie die Richtung des Windes es erfordert. Wenn du den Feldern die Saat anvertraust, so mußt du in deinen Berechnungen auf fruchtbare und unfruchtbare Jahre gefaßt sein. Hast du also das Glück dir zum Herrn erwählt, so füge dich seinen Launen! Willst du es wagen, das rollende Rad im Lauf aufzuhalten? Wahrlich, du Thörichtster aller Sterblichen: wenn das Glück beständig wird, so hört es auf, Glück zu sein!

In kreisendem Schwung das Rad herumzuwirbeln, das ist meine Macht und mein ewiges Spiel, und Freude macht es mir, das Oberste zu unterst und das Unterste nach oben zu kehren! Steige in die Höhe, wenn du willst, aber unter der Bedingung, daß du es nicht für eine Ungerechtigkeit hältst, wenn du, sobald es mein Spiel so mit sich bringt, auch wieder herabstürzen mußt!

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